"Marga" Feilner, ist gestorben! Sie war Jahrzehnte lange Inhaberin jener Kultbar mit dem Ambiente aus der Nierentischzeit, genannt die " Milchbar", in der Postgasse 3, in Weiden.
Sie hatte mit dieser "Milchbar" das erste Schüler-Lokal in Weiden eröffnet, denn nach dem Unterricht fanden sich die SchülerInnen aller Schulen, insbesonders der Gymnasien und der Realschule dort bei ihr ein, um die feinen Milch-Sakes (war damals in) mit Strohhalm zu schlürfen. Natürlich hatte das damals ein besonderes Flair und vor allem christlichen Pädagogen und blaustrümpfigen Pädagoginnen schwante Schreckliches, denn dort trafen sich die Mädchen und Jungen zu erstem Erfahrungsaustausch mit dem jeweils anderen Geschlecht. Uiiiieeeee, das war aber sehr gefährlich, jedenfalls in den Augen so manch eines Erwachsenen (damals war man erst mit 21 Jahren "erwachsen"), auch wenn dieser Treff in der Hauptsache ein Nachmittagscafe war!
Mir schmeckte der Bananen-Shake am besten und wie es damals schick war, trug nicht nur ich einen weiten Rock mit bunten Hawai-Mustern über einem Petticoat (für die Jüngeren: das ist ein bereifter und gestärkter weiter Unterrock mit Spitzen und Rüschen), sondern auch alle anderen Mädchen. Natürlich durfte dazu der breite Gummigürtel nicht fehlen, der die Taile zur sogenannten "Wespen-Taile" formte.
"Marga" hat das gesamte Ambiente aus dieser Zeit in ihrem Lokal erhalten, indsbesonders das große Wandrelief an der linken Seite, welches über zwei Etagen bis zur Empore reichte.
Sie war damals auch noch eine sehr junge und vor allem eine sehr hübsche Gastgeberin, die viel Verständnis für uns, unsere Wünsche, aber auch unsere Sorgen hatte.
Die "Kundschaft" aus dieser Zeit war ihr bis zum Schluß erhalten geblieben. Sie versammelte und verteilte sich in den letzten Jahrzehnten dann nicht mehr an den vielen Tischchen, oder vor der Jukebox wie damals, sondern drängte sich jeden Abend um die Bartheke. Marga kannte alle ihre Gäste, sie erzählte alte und neue Geschichten und wußte immer, was jeder so gerne bei Ihr an Getränken und Mixcreationen erwartete.
Bis ins hohe Alter war sie von großer Lebendigkeit und voller sprühenden Lebens. Niemand wußte, wie alt sie wirklich war, denn sie wirkte immer jugendlich und fit.
Marga war eine sehr soziale Persönlichkeit und liebte und verwöhnte ihre Neffen und Nichten, aber am meisten kümmerte und sorgte sie sich um ihre, durch Kinderlähmung stark behinderte Schwester, - das alles neben ihrem Geschäft, das sie alleine führte!
In letzter Zeit bin ich wiederholt an ihrer "Milchbar" stehen geblieben und habe mich gewundert, warum die verschlossen war, anderseits aber so aussah, als ob das nur vorübergehend sei. Hab mir die Frage gestellt ob vielleicht andere Öffnungszeiten eingeführt sind, welche "Insider" ohnehin wußten und daher keines Aushangs bedurften?
Heute lese ich die Todesanzeige!
Tschüss Marga, danke für alles! Du warst eine wunderbare Frau!
Mit Deinem Weggang wird Weiden nicht nur um eine originelle Lokalität ärmer, sondern Weiden verliert mit Dir einen wunderbaren Menschen, ein unersetzliches Urgestein!
Von mir hättest Du die Weiden-Medaille bekommen, aber wahrscheinlich hättest Du Dich in der Reihe, der da versammelten Stadträte-Honoratioren, auch gar nicht wohlgefühlt?
DER WAHRE CHARAKTER EINES MENSCHEN ZEIGT SICH NICHT BEI DER ERSTEN BEGEGNUNG, SONDERN BEI DER LETZTEN
Ich habe deinen Artikel über Marga mit großer Wehmut gelesen. Sie war wirklich eine wunderbare und ganz ganz Liebe - bis zum Ende - und durch keinen Nachfolger zu ersetzen.
Die Milchbar jedoch wird wieder aufleben genau so wie Marga es gewollt hat. Renoviert - aber nicht verändert - und der Name Milchbar wird bleiben . Genau wie sie es immer wollte - aber leider ohne sie ..... Ich hoffe dass so ein wenig von Ihr in diesem Lokal weitwerleben wird.
Die Milchbar wird am 21. August mit Matteo Rufo als Pächter wieder geöffnet. Sie wird im Sinne von Marga weitergeführt werden- der Name Milchbar sowie alle Elemente aus den 50er Jahren bleiben erhalten.