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Weidener Initiative für Soziale Politik

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 Außen- und Innenpolitik
Pinasse


Beiträge: 350

29.07.2009 10:22
Eine "Ausarbeitung" zum 1.8.09 dem Tag der direkten Demokratie in der Schweiz Zitat · Antworten

Ich stelle nachfolgend Überlegungen von meinem Freund Diethelm Raff ein.
Er ist Gründer des schweizer Vereins "Direkte Demokratie" und ich habe ihn bereits 2003 in Grafenwöhr kennen gelernt, wohin er mehrmals aus der Schweiz zu unseren Demonstrationen ("Sag-Nein-Zum-Krieg") gegen den Irakkrieg angereist war.

Ich schreibe das als Vorspann, zeigt es doch, daß er sich nicht nur schriftlich mit Demokratie, Freiheit und Frieden auseinandersetzt und sich dazu auch seit Jahren in einem entsprechenden, von ihm gegründeten Verein engagiert, sondern daß er auch "vor Ort" und an wichtigen Brennpunkten, Menschen über alle nationalen Grenzen hinweg, unterstützt.
Er lebt seine Überzeugungen!

Ausarbeitung zum 1. August, dem Tag der Direkten Demokratie in der Schweiz!

Kooperationfähigkeit der Bürger als Grundlage der Direkten Demokratie

Sehr geehrte Damen und Herren Gemeindepräsidenten, liebe Mitbürger

Zum sechsten Mal verschickt unser Verein zum 1. August an alle Gemeindepräsidentinnen,
Gemeindepräsidenten und weiteren Mitbürgern, die sich für das allgemeine Wohl einsetzen, einige

Überlegungen zur Direkten Demokratie. Wir wollen damit die Grundlagen unserer Direkten Demokratie stärken. Dieses Jahr
legen wir den Schwerpunkt auf die Kooperationsfähigkeit.



Kooperation der Bürger als Basis von Freiheit und Selbstbestimmung

Unsere genossenschaftlich begründete Direkte Demokratie - als Gegenpol zu einem hoheitlich hierarchisch strukturierten
Staatswesen - baut auf der Kooperationsfähigkeit und Kooperationswilligkeit von uns Bürgern auf. Die Bundesgenossen
schwörten 1291 einen Eid darauf, sich auch in verwickelten Situationen untereinander einigen zu wollen. Sie waren so
selbstbewusst zu erklären, dass sie keine höheren menschlichen Instanzen oder staatsmächtigen Institutionen brauchten –
nämlich die Fürsten und andere Organisationen – um in ihren Gemeinwesen ein friedliches Zusammenleben zu
gewährleisten. Sie nahmen sich heraus, die üblichen Schwächegefühle von Untertanen aufzugeben.

Das war eine grosse geschichtliche Leistung. Untertanen protestieren zwar oft, meinen dann aber in entscheidenden
Situationen doch, einen kompetenteren Schiedsrichter wegen normalen Auseinandersetzungen zu brauchen. Die Eidgenossen
wollten nur Gott über sich dulden. Sie bauten stattdessen auf sich selbst, als freie und konfliktfähige Bürger, die
vorrangig im Gespräch zusammen Lösungen finden. Sie nahmen sich heraus, für schwierige Fälle nur eigenes Recht
anzuerkennen sowie ausgleichende und aufrechte Richter zu bestimmen, die ihnen als gerecht Handelnde bekannt waren und
die sie auch wieder absetzen konnten. Sie verweigerten sich jahrhundertelang der verführerischen Kooperation mit
mächtigen, reichen, auch redegewandten, erfahrenen und ressourcenstarken Konfliktmanagern in der Schweiz und in
Europa. Diese setzten bekanntermassen ihr Recht und damit ihre Macht unter anderem mit deutlichen Bitten bis hin zu
Drohungen von militärischen Operationen und wirtschaftlichen Sanktionen auch gegenüber „eigenständigen“ Vasallen durch.
Die Eidgenossen wussten aus geschichtlicher Erfahrung, dass es sich bei der Übertragung von Souveränitätsrechten nicht
um Kooperation handelt, sondern um freiwillige Unterordnung und Bevormundung.

Es war damals schon verführerisch zu denken, eine gute Elite mit genügend Machtkompetenzen könnte die grossen
anstehenden Aufgaben für alle anderen reibungsloser und effizienter lösen. Die Eidgenossen wussten, dass ihr freies
Gemeinwesen - mit selbstbestimmtem Recht durch alle Genossen - den üblichen Vorstellungen in Europa vom niedrigen, zu
dirigierenden Volk entgegenstand. Sie hatten durch den Handelsverkehr genügend Verbindungen in Europa, zum Beispiel zu
den italienischen freien Städten und kooperierten auch mit anderen Gemeinwesen genügend. Die Eidgenossen waren nie
isoliert und eingeengt, sondern weltverbunden. Sie wussten aber auch, dass das Projekt Eid-Genossenschaft auf
vollkommen anderen Pfeilern ruhte als die Staatswesen darum herum und dass das genossenschaftlich aufgebaute
Gemeinwesen für alle Machthaber und Machtgierigen ein Dorn im Auge ist. Die Eidgenossen nahmen das in Kauf und pochten
darauf, alle Angelegenheiten gemeinsam zu besprechen anstatt einer regierenden Elite die Macht zu übergeben. Ver
sammlungen von allen sollten entscheiden und das Recht vom Volk beschlossen und gesprochen werden.

Direkte Demokratie fusst auf einer Kultur der Kooperation

Wir verstehen unter Direkter Demokratie alle überfamiliären organisierten Formen der Kooperation innerhalb einer
spezifischen Kultur, die sich seit Jahrhunderten darauf verlegt hat, die hohe Kunst von freiheitlicher und kooperativer
Selbstbestimmung zu entfalten, zu bewahren und zu verbessern. Die Staatskunst der freien Bürger zeigt sich sich nicht
in grosser Machtentfaltung, sondern in der Fähigkeit, selbstverantwortlich, sach- und gemeinschaftsbezogen anstehende
Aufgaben zu meistern. Die gleichwertige Kooperation der freier Bürger stellt das hauptsächliche Organisationsprinzip
des Gemeinwesens dar, bei deren Ausfüllung die Bürger Zufriedenheit empfinden. In der schweizerischen
Eidgenossenschaft konnte sich diese Kultur am weitesten und längsten verbreiten, obwohl sie sich ständig gegenüber
autoritären Vorstellungen behaupten musste.

Direktdemokratische politische Rechte betrachten wir als einen Ausdruck der Kultur der unspektakulären alltäglichen
Zusammenarbeit. Wenn Direkte Demokratie auf diese politischen Rechte innerhalb einer Institutionenlehre beschränkt
wird, kann sie von antifreiheitlichen autoritär-hierarchischen Staatsvorstellungen wie in der EU vereinnahmt werden.
Wir sehen darin eine Unterschätzung der tatsächlichen kulturellen Errungenschaften. Um die Bedeutung der Direkten
Demokratie als praktizierte Form freier Zusammenschlüsse deutlich zu machen, verwenden wir den Namen als eigenen
Begriff und schreiben ihn gross: Direkte Demokratie.

Freie Vereinigungen

Das Wesen und der Ursprung der Direkten Demokratie in der Schweiz besteht darin, dass sich freie und gleiche Bürger
zusammenschliessen, um anstehende Aufgaben zum Nutzen aller in gemeinsamer Verantwortung zu regeln. Dazu dienten und
dienen Kooperativen, Genossenschaften, Vereine, Aktiengesellschaften mit einer Aktie pro Person und sehr beschränktem
Recht auf Verkauf sowie ähnliche Vereinigungen, durch die die bestmöglichen Massnahmen für das Wohl der Mitglieder
gemeinsam getroffen werden und dabei dem Allgemeinwohl dienen. Diese Zusammenschlüsse zum besten Nutzen aller –
meistens auf Gemeindeebene - können Einkaufs- und Absatzgenossenschaften für Bauern, Handwerker und Konsumenten sein,
aber auch Banken,Versicherungen, Pensionskassen sowie Produzenten-Konsumenten-Vereinigungen. Genauso können die Bürger
selbst ihre Versorgung mit Energie und Wasser in einer Vereinigung von Gleichen sicherstellen, aber auch Restaurants,
Bauern- und Handwerksbetriebe, Schwimmbäder, Kinderspielplätze, Fähren, Skilifte, Strassen, Bewässerungen als
Bürgerzusammenschluss bauen und betreiben, oder sogar eine Regionalwährung zur Stärkung der unabhängigen
Wirtschaftstätigkeit einführen. Wohnbaugenossenschaften erstellen billigere Wohnungen. Freie und gleiche Bürger können
aber auch ihre Schulen oder Kindergärten in Schulpflegen selbst verwalten. Genossenschaften können aber auch Horte,
Altersheime oder Krankenhäuser führen. Zur Verbesserung der öffentlichen Sicherheit dienen Vereinigungen wie die
Samariter, Feuerwehren, technische Hilfswerke, Rotes Kreuz, Blindenhundeausbildung, Pilzkontrollstellen usw. Andere
Vereinigungen unterstützen Behinderte, Demente, Süchtigen, Alleinerziehende, Jugendlichen, Lehrlingen und andere. Zudem
gehören alle Vereinigungen zu dieser selbstbestimmten Form, in denen Kooperationen in der Freizeit im Hinblick auf
einen Beitrag zum allgemeinen Wohl geübt wird wie etwa Theatergruppen, Tanzgruppen, Gesangsvereine, Musikvereine usw.,
in deren Betätigung die eigene Freude gleichzeitig dazu da ist, anderen eine Freude zu bereiten.

Wirkung des freien Zusammenschlusses

In allen diesen freien Vereinigungen stellen sich Bürger freiwillig zur Verfügung, um sich zugunsten des Allgemeinwohls
mit anderen zu koordinieren. Sie nehmen viel Zeit und Kraft auf sich, um sich abzusprechen, sich zu einigen, Konflikte
friedlich auszutragen, mit dem Ziel, das Zusammenleben gut zu organisieren. Diese Vereinigungen bilden und festigen die
Fähigkeit zu Selbstorganisation und verantwortlichem Handeln zugunsten der Allgemeinheit. Sie bilden ein ständiges
soziales Lernfeld. Je weiter solche freien Vereinigungen in einem Gemeinwesen verbreitet sind und je besser sie ihre
Aufgaben erfüllen, umso mehr Bürger erleben Freude und Genugtuung beim Engagement für das Ganze. Damit wird das
Vertrauen geschaffen und gestärkt, gemeinsam über sich selbst bestimmen zu können und das Leben nicht von anderen
bestimmen lassen zu müssen.

Verbundenheit mit anderen ermöglicht Kooperation - Korrektiv des Machthungers

Direkte Demokratie ist nur möglich, wenn die Bürger in ihrer Mehrheit so weit aufeinander bezogen sind, dass sie sich
auch in schwierigen Situationen und trotz Aufregung am Schluss einigen können. Das heisst, dass ein
selbstverständliches und befriedigendes Ziel in den persönlichen Lebensvorstellungen vorhanden ist, sich für das
Allgemeine gerne zu engagieren. Verbundenheit mit anderen ergibt sich, wenn man sich einigermassen sicher ist, dass man
Probleme mit anderen lösen kann. Es braucht dazu ein erhöhtes Einfühlungsvermögen, das Gefühl, etwas bewirken zu
können, die Entschlussfreude, selbst etwas unternehmen zu wollen, die Fähigkeit, sich mit anderen abzustimmen, die
Fähigkeit, in Ruhe zuzuhören, seine eigenen Gedanken einzubringen und zugunsten der besten Lösung abzuwägen. Die
Schwäche- und Ohnmachtsgefühle der Untertanen wie Angst vor Fehlern und davor, dumm dazustehen, sich inkompetent zu
fühlen und der Wunsch, die Verantwortung abgeben zu können, verhindern die Erfahrung, gemeinsam das Leben zu gestalten.
Die angeborene Vernunft des Menschen vertieft sich, wenn man Problemlagen aller Art zusammen mit anderen verstehen
lernt und seine Fragen so lange stellt, bis sie beantwortet sind. So wird der Einzelne in allen Bereichen zum Experten,
in die er sich vertiefen will. Man muss nicht mehr darauf warten, dass sogenannt Professionelle ihre Vorstellungen
durchsetzen, sondern nutzt das Wissen der Professionellen, um mit Hilfe der Vernunft aller die richtigen
Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Wenn nun die Bürger sich herausnehmen, miteinander ihr Leben zu bestimmen, dann
verhelfen sie Menschen mit besonderem Geltungsdrang dazu, sich zu mässigen, denn sie stossen auf zu wenig
hierarchisches, bewunderndes Empfinden bei autoritärem Auftreten. Verbundenheit mit andern führt auch dazu, dass die
Bürger sich selbst dazu bringen können, gemeinsam ihre Lage zu ändern anstatt ständig an die scheinbar Oberen
ohnmächtig Forderungen zu stellen.

Wesen Mensch

Wir gehen davon aus, dass die Direkte Demokratie dem Wesen des Menschen am meisten entspricht, denn – wie neuere
Forschungen gezeigt haben - ist der Mensch von Geburt an auf Zusammenarbeit angelegt. Untersuchungen am Gehirn
bestätigten die kooperative Natur des Menschen, wie Professor Wolfgang Bauer in seinem Buch „Prinzip Menschlichkeit:
Warum wir von Natur aus kooperieren“ darlegt. Diese soziale Natur muss bei jeder neuen Herausforderung im Leben entwi
ckelt, gepflegt und im Gefühl verankert werden, so dass alle Voraussetzungen für kooperatives Verhalten gebildet und
gestärkt werden können. Ist ein Gemeinwesen so organisiert, dass die Aufgaben im Leben des einzelnen lösbar scheinen
und kann man sich dabei normalerweise auf andere verlassen, dann steigt die Verbundenheit mit anderen und die
Zuversicht, das Leben zu bewältigen. Damit solche Fähigkeiten gefördert werden, müssen unsere Gemeinwesen solche
Mitbürger zur Geltung kommen lassen, die sich für das Allgemeinwohl einsetzen.

Bessere Lösungen

Wenn sich viele Bürger mit anderen verbunden fühlen und sich nicht nur um ihr eigenes Wohl kümmern, kann die
Verantwortung für die vielen Aufgaben im Zusammenleben auf vielen Schultern verteilt werden. Wenn mehr Bürger tätig und
konstruktiv mitgestalten, kommen bessere Lösungen zustande. Diese ehrenamtliche Aktivitäten geben den Bürgern mehr
Selbstvertrauen, sich an schwierigere Aufgaben zu wagen. Sind die politischen Gemeinden klein und überblickbar, dann
stellen sie für die gewählten Behördenmitglieder und die Bürger eine Schule der Direkten Demokratie dar. Aber nur,
falls die anstehenden Aufgaben der Selbstorganisation dienen und nicht der Erfüllung von Verwaltungsvorschriften
höherer Instanzen. Deshalb müssen die Gemeinden möglichst klein, autonom und mit vielen Entscheidungskompetenzen
ausgestattet sein. Wenn behauptet wird, die Verlagerung von Kompetenzen auf höhere Instanzen und die Zusammenlegung von
Gemeinden sei wegen professionellerer Kräfte ein Effizienzgewinn, wird dabei unterschätzt, welche grundlegenden
Erfahrungen der Selbstorganisation gerade in diesem Bereich gemacht werden müssen, damit die Kultur der Kooperation und
die Direkte Demokratie gepflegt werden können.

Erziehung als Ausgangspunkt für die Kooperationsfähigkeit

Die Erziehung der Kinder legt den Grundstein dafür, wie man sich und die ganze Welt erlebt, was man vom Mitmenschen
erwarten darf und inwieweit man sich selbst als aktiver Mitspieler einordnet. In der kleinen Kooperative Familie
entscheidet sich, ob sich die soziale Natur des Menschen entfalten kann und die Kinder sich mit anderen Menschen leicht
verbinden. Kooperationsfähigkeit entsteht in sicheren Beziehungen zu Eltern, die optimistisch im Leben stehen. Diese
müssen sich frei organisieren. So können sie den Kindern vorleben, dass man das Leben aus freien Stücken und in eigener
Verantwortung gemeinsam gestalten kann. Die Familie und das selbstbestimmte Recht auf die Erziehung der eigenen Kinder
muss deshalb vor Ansprüchen selbsternannter Autoritäten an Staatsstellen geschützt sein - genauso wie die freien
Vereinigungen von Bürgern.

Anspruchsvolle Aufgabe

Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe der Eltern, wohlwollend, fürsorglich und sicher den Verirrungen der Kinder zu
begegnen und sie auf eine freundschaftliche Verbundenheit mit den Artgenossen hinzuführen. Diese wichtige Aufgabe für
unser Zusammenleben muss in unserem Gemeinwesen mehr Beachtung finden. Die Anlage zum Mitgefühl muss ausgebildet und
eingefordert werden, so dass die Kinder das Leben als Geben und Nehmen erfassen. Autoritärer Umgang führt die Kinder
zur Feindseligkeit gegenüber anderen. Kinder müssen aber auch erfahren, dass ihre Aktivität nur dann zu Freude,
Freundschaften und Befriedigung führt, wenn sie die Wünsche anderer einbeziehen. Wenn man die Kooperationsbereitschaft
verkümmern lässt und das Kind darauf ausrichtet, seine Eltern mit zufällig aufsteigenden Bedürfnissen zu beschäftigen,
werden Kinder egozentrisch, fühlen sich schnell abgelehnt, fühlen sich überfordert und stellen sich mit Ärger, Ängsten
und sogar Gewalt gegen ihre Umwelt. Mitgefühl und Verantwortungsgefühl für das allgemeine Zusammenleben lässt sich
später im Leben nur viel schwerer aufbauen.

Zielsetzung der Erziehung

Dabei ist es für die Kinder wichtig zu erfahren, dass das das gemeinsame, auch oft anstrengende Zusammenarbeiten,
Genugtuung hervorruft, denn es erfährt dabei echte Bedeutung. Kinder sollen merken, dass das Leben nicht nur aus Spiel
besteht und dass Engagement für eine Sache bedeutungsvoller sein kann als einen Wunsch zu erfüllen. Die Eltern sollten
immer daran denken, dass sie ihren Kindern bis spätestens 18 Jahren alle Fähigkeiten mitgeben müssen, die in einer
kooperativen Kultur notwendig sind: Vernunft, gleichwertiger und respektvoller Umgang in der eigenen Familie und
ausserhalb, Wissen und Kenntnisse über die Lebensbewältigung und verschiedene Lebensweisen, Eigeninitiative und
Verantwortungsgefühl für das eigene Leben und das Allgemeine. Die Eltern müssen sich davor bewahren, den natürlichen
Hang ihrer Kinder zum Mitmenschen vor allem auf sich selbst und vielleicht noch befreundete Familien einzuengen. Die
Kinder sollen erleben, dass sich die Familie an grösseren Kooperationen zum Nutzen aller beteiligt. So bilden wir
Bürger heran, die wissen, dass das gemeinsame Leben alle mitgestalten.

Um unsere Kultur der Verbundenheit zu pflegen müssen wir viel mehr Wert darauf legen, Kinder und Jugendlichen echte
Aufgaben zu übertragen, die für das allgemeine Wohl von Bedeutung sind, insbesondere in den beschriebenen Kooperativen.
Jugendliche müssen viel mehr erleben, dass die schönen Seiten des Lebens mit einem Engagement für das Gemeinwesen
verbunden sind. Wir verführen unsere Jugendlichen dazu, ihre Liebeserlebnisse, Freundschaften und Erfolgserlebnisse im
Rahmen von Freizeitvergnügen zu erleben, bei denen sie ihre Selbstbezogenheit üben müssen. Statt echte Bedeutung unter
den Menschen zu erhalten, bieten wir Alkohol und Drogen an. Auf der Suche nach persönlichen Erfolgen und erotischen
Erlebnissen bieten wir Training in Körperverliebtheit und Gewalttrainings an Computern an. Die Ausrichtung darauf, mit
Gewalt erfolgreich sein zu können, können wir nicht hinnehmen. Positives Engagement von Jugendlichen für das
Zusammenleben müssen wir beachten und solche Jugendliche zu Vorbildern erklären. Wir richten unser Gemeinwesen auf
schwache Persönlichkeiten aus, die ihre mangelnde Kooperationsfähigkeit als peinliche exzentrische Selbstbespiegelung
zur Nachahmung vorführen dürfen.

Die Schule als Teil der kooperativen Kultur

In der Direkten Demokratie ist die Schule eine Kooperative der Bürger, in der die Kinder sich in der kooperativen
Kultur üben. Die Schule wird deshalb von den Bürgern selbst geführt, also von einer speziellen Versammlung aller
Bürger. Sie wählen die Lehrer ihrer Kinder selbst oder lassen sie von den gewählten Vertretern, der Schulpflege,
wählen. Die Schulpflege überprüft die Lehrer für die Bürger. Es ist nicht richtig, wenn Bildungsdirektionen sogenannte
professionelle Schulbeurteiler einsetzen, denen als externe Berater mehr Kompetenzen zugeteilt werden. Wie in einer
Genossenschaft gab es in der Schule richtigerweise bis vor kurzem keinen Rektor mit Weisungsbefugnissen. Die Lehrer
sollen sich für ihren Unterricht vor den Bürgern verantworten und nicht vor einem Chef. Die Lehrer sollen den Schülern
ebenfalls vorführen, dass sie sich selbst verwalten können, denn das stärkt die Direkte Demokratie.

Zielsetzung der Schule

Die Schüler sollen in der Schule Fähigkeiten erwerben, damit sie sich mit anderen zusammen das eigene Leben gestalten
können. Zuerst einmal ist die Schule deshalb der Ort, an dem die Kinder genug Können und Wissen erwerben, um in einem
Beruf einen Beitrag zum allgemeinen Wohl zu leisten. Darüberhinaus bringt die Volksschule Kinder verschiedener Herkunft
zusammen. Die Kinder sollen erleben, dass man sich mit verschiedensten Kollegen zusammen ein Thema erarbeiten kann.
Dafür brauchen sie viele Jahre lang Anleitung der Lehrer, denn Kooperation muss gelernt werden. Wird der Lehrer als
Lernbegleiter abgeschafft, breiten sich dominante und gewalttätige Charakterhaltungen aus. Die kleine Kooperative einer
Klasse ermöglicht es hingegen, aufeinander einzugehen, sich gegenseitig zu helfen, sich zu respektieren und sogar
Freundschaften zu bilden. Die Aufgabe des Lehrers besteht darin, den Kindern aufzuzeigen, wie ein gemeinsames
Erarbeiten auch mit verschiedenen Hintergründen möglich ist. Dabei können die Schnelleren erleben, dass ihr Wissen vor
allem dann befriedigend ist, wenn es für einen guten Zweck eingesetzt wird, zum Beispiel um es einem anderen
weiterzugeben. In einer Klassengemeinschaft können in besonderer Weise alle Vorteile der Kooperation erlebt werden.
Ziel ist es, dass der einzelne lernt, sich auf andere zu beziehen und sich mit ihnen zu verbinden.

Besonderer Wert soll die Schule darauf legen, Überheblichkeiten bis zu Dominanz und Gewalt oder Schwächegefühle zu
überwinden, denn sie stören eine gleichwertige Zusammenarbeit. Eine Kultur der Kooperation hat den Vorteil, dass sie
sich kleinräumig organisiert und deshalb weniger Positionen anbietet, an die sich geltungssüchtige Menschen zu Lasten
der Allgemeinheit einnisten können. Die Schule sollte sich die Aufgabe stellen, Kindern ein gleichwertigeres Leben
schmackhaft zu machen. Zum Beispiel solchen, die sich immer in den Vordergrund stellen, das grosse Wort führen, immer
an der Spitze stehen und leistungsunfähig werden oder sich verweigern, sobald sie nicht selbst diktieren können. Zum
Beispiel auch solche, die den anderen gegenüber oft abwehrend oder feindlich gestimmt sind oder von ihrem Ehrgeiz so
stark gepackt werden, dass sie andere vergessen oder sich von vornherein als etwas Besseres fühlen. Zumindest sollte
die Schule solche Kinder daran hindern, ihre fehlerhaften Charakterhaltungen auszubauen. Um solche Ziele zu erreichen,
braucht es die ganze Kraft des Pädagogen. Der heutige individualisierte Unterricht kann in weiten Bereichen diese Ziele
nicht erreichen. Die „Teambildung“ unter den Lehrern und die ständige Beschäftigung mit der aufgezwungenen
Schulentwicklung der Bildungsbehörden erschwert auch den sehr engagierten Lehrern die Hinführung der Schüler zu unserer
kooperativen Kultur. Die Gemeinschaftsbildung als Grundlage unserer Direkten Demokratie wird für eine ganze Generation
geschwächt. Die Auflösung der Klassen und die ständige Beschäftigung mit der Hochbegabtenfrage, unterstützt die
erwähnten Charakterhaltungen. Der geschwächte unverbundene individualisierte Schüler wird in seiner falschen Haltung zu
den Mitmenschen bestärkt und für Befehlspositionen vorbereitet, die wir für unsere Direkte Demokratie weder wollen noch
gebrauchen können.

In einer Kultur der Kooperation muss der Schwerpunkt aller Massnahmen in der Schule darauf liegen, die Verantwortung
der Kinder für eine freies Zusammenleben unter Gleichen zu fördern.

Ausblick auf die Stärkung unserer kooperativen Kultur

Unsere Selbstorganisation kann nur bestehen bleiben, wenn wir Bürger so viele Fähigkeiten mitbringen, dass wir im
Grossen und Ganzen aus eigenen Entschluss zusammenarbeiten können und Lösungen für anstehende Fragen finden. Unsere
Aufgabe ist es, diese Fähigkeiten in jeder Generation zu stärken, so dass sich Menschen finden, die keine
Machtpositionen anstreben und in der Macht sich sonnen wollen. In einer kooperativen Kultur müssen genug Menschen
heranreifen, die für die verantwortlichen Aufgaben ihre Partikularinteressen ganz oder weitgehend zurückstellen können
und um der anderen Willen fühlen, wirken und entscheiden. Unsere Anstrengungen müssen darauf hingehen, dass wir unsere
Lebenswelten so einrichten, dass die Bürger auf der Suche nach Bedeutung Möglichkeiten finden, die dem Allgemeinwohl
dienlich sind.

Zuerst müssen wir das generelle Vertrauen in die gute Absicht der Mitmenschen pflegen, denn Vertrauen ist die
Grundlage eines freien und friedlichen Gemeinwesens. Vermehrte Anzeichen mangelnder Rücksichtnahme im Alltag beunruhigt
viele, denn sie erkennen daran berechtigterweise eine schwächere Ausrichtung auf den anderen. Brutale scheinbar
unmotivierte Gewalttaten verunsichert noch mehr im alltäglichen Leben und beeinträchtigen den freien Austausch von
Bürgern, die zu bestimmten Tageszeiten verschiedene Orte meiden.

Der offensichtliche Mangel an Mitgefühl, die kleinen und grossen Drohungen, Beschimpfungen und Angriffe auf andere im
öffentlichen Raum und die starke Ausrichtung auf Selbstbespiegelung weisen uns darauf hin, dass unsere kooperative
Kultur von allen Bürgen gestärkt werden muss, die sich dem freien und friedlichen Gemeinwesen verschrieben haben.

1)Wir brauchen Bürger und Selbstorganisationen als Vorbilder in unserem Gemeinwesen, die sich bescheiden, ehrenamtlich
und unspektakulär für das Allgemeinwohl tätig sind.

2)Es gibt keinen Grund, die systematische Hinführung zur Gewalt als Umgangsform unter Menschen an Tötungssimulatoren in
Computern und durch brutale Filme zu erlauben. Wir dürfen uns mit den Folgen in unserem Zusammenleben nicht abfinden.

3)In der Erziehung müssen wir besonderen Wert darauf legen, die innere Verbundenheit mit anderen zu fördern.

4)In der Schule muss besonderer Wert darauf gelegt werden, die Jugend in die Kultur der Kooperation einzuführen, sie
mit allen Formen der aktiven Beteiligung am Gemeinwesen zu befreunden und ihnen die bestehenden Organisationen
vorzustellen.

5)Die Aufgaben im Zusammenleben müssen dezentralisiert werden statt zentralisiert, so dass der Bürger wieder direkter
gefragt wird. Die sogenannte Professionalisierung steht unserer Selbstverwaltung meist entgegen.

6)In der Wirtschaft und in den Selbstverwaltungsorganen sollten die Verantwortlichen daran gemessen werden, ob sie das
Allgemeinwohl verfolgen.

Wir freuen uns, wenn Sie uns Echo zu unseren Gedanken geben oder sogar Mitglied in unserem Verein werden . Falls Sie
regelmässig über unsere Aussendungen unterrichtet werden wollen, schicken Sie uns bitte ihre e-mail-Adresse.


Mit freundlichen Grüssen



Diethelm Raff Lilly Merz Raff

Präsident Vizepräsidentin

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